Ein Angebot des medienhaus nord

Ballonfahrten in MV Schweben über Stadt und Land

Von Dörte Rahming | 12.07.2016, 12:00 Uhr

Rudi Molkentin bietet Ballonfahrten an. Die Saison dauert von Mai bis Oktober

„Gräfin Himmelsfee vom sanften Abendwinde zur Dummerstorfer Mühle“ – wer so einen Namen trägt, hat die Welt von oben gesehen. Zumindest die in der Umgebung von Rostock, und zwar aus dem Korb eines Heißluftballons. Wer zum ersten Mal dabei ist, den tauft der Pilot nach glücklicher Landung auf derart phantasievolle Namen.

„Wer seinen nach 24 Stunden noch nicht aufsagen kann, muss einen ausgeben“, lacht Rudi Molkentin. Der 56-Jährige schwebt seit mehr als zehn Jahren mit seinem Ballon übers Land – und ja, es heißt fahren, nicht fliegen. Er startet meist nahe Rostock, aber auch in Schwerin oder Stralsund. Sechs Gäste passen in den Korb, den der Ballon in die Lüfte hebt. Die Saison dauert von Mai bis Oktober. „Aber wenn fünf oder sechs Leute unbedingt im Winter fahren wollen – das mach ich auch. Dann muss man sich eben warm anziehen.“ Im Sommer allerdings wird es in der Gondel schon mal heiß: Die Sonne scheint auch abends noch, und eine kühlende Brise gibt es nicht, denn der Ballon treibt mit dem Wind übers Land.

Beim Ballonfahren hängt alles vom Wetter ab. Und weil sich die Bedingungen schnell ändern können, erfahren die Mitfahrer manchmal erst ein paar Stunden vorher, ob es klappt. Ballonfahrten sind immer frühmorgens oder abends, nämlich dann, wenn keine Thermik, also kein warmer Aufwind herrscht. Wer also den Sonnenaufgang vom Ballon aus erleben will, muss früh aufstehen – im Hochsommer treffen sich die Teilnehmer um halb vier morgens. „Aber es lohnt sich“, schwärmt der Pilot.

Nachtfahrten sind jedoch mit Heißluftballons nicht möglich. „Irgendwann ist das Gas alle, dann muss ich landen – im Dunkeln würde ich nichts sehen. Ich muss ja immer auch Stromleitungen, Weidezäune und andere Hindernisse im Auge behalten.“

Jede Fahrt wird mit ständigem Blick auf die Wetterkarten und auch mit einer Tragkraftberechnung vorbereitet. So ungefähr muss Molkentin wissen, was seine Gäste wiegen, damit der Ballon nicht überladen wird. Nach der Landung dokumentiert er die tatsächlichen Details der Fahrt, inklusive Windstärke, Sonnenaufgangszeit und Landeplatz.

Bei den Startvorbereitungen sind auch die Gäste gefragt. Sie helfen, die 170-kg-Ballonhülle aus ihrer Verpackung zu ziehen und auszubreiten. Zwei Mann halten sie auf, während ein Ventilator kalte Luft hineinbläst. „Das schafft man definitiv nicht allein“, weiß Molkentin. Mit dem Gasbrenner heizt der Pilot die Luft auf – Ballon und Korb richten sich auf, die Gäste steigen hinein und heben kurz darauf ab. Aus Höhen zwischen 150 und 1000 Metern bieten sich phantastische Blicke über Stadt und Land. Man sieht viele Einzelheiten, hört aber wenig und schwebt in Ruhe dahin.

Nach gut einer Stunde ist der Traum vorbei, der Ballon landet – am besten auf einer Wiese. Dort wartet schon das Fahrzeug, um Gäste, Ballon und Technik zum Startplatz zurückzubringen. Etwa 150 bis 200 Menschen haben dieses Vergnügen jedes Jahr, wenn sie zu Rudi Molkentin in den Korb steigen.

Der Ballonpilot stammt aus Wittstock, ist gelernter Schlosser und wurde später in Warnemünde Vollmatrose. 2000 begann er in Berlin mit der Ausbildung zum Ballonfahrer. Bis heute genießt er die Freiheit seines Berufs: „Ich muss nicht jeden Tag zur Arbeit. Wenn kein Wetter ist, kann ich eben nicht fahren. Aber wenn es klappt, stehe ich früh auf und bin abends lange unterwegs. Dann muss ich eben am Tag mal schlafen.“

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