Ex-Landtagsabgeordnete Ulrike Berger unterliegt in Kampfkandidatur deutlich
Die Nordost-Grünen haben nach dem Wahldebakel eine Spitze aus „Alt“ und „Neu“. Claudia Müller soll die Partei weiter führen, hat aber einen neuen Mann neben sich. Fernziel soll der Wiedereinzug in den Landtag 2021 sein.
Das Wahlergebnis für Claudia Müller auf dem Landesparteitag war eindeutig – die 35-Jährige aus Stralsund bleibt an der Spitze des Landesverbandes in Mecklenburg-Vorpommern. Die bisherige Vorstands-Vorsitzende setzte sich mit 57 von 85 Stimmen gegen ihre Konkurrentin und ehemalige Landtagsabgeordnete Ulrike Berger durch. Den männlichen Part in der Doppelspitze übernimmt Johann-Georg Jaeger, der sich ohne Gegenkandidaten zur Wahl gestellt hatte und 52 Stimmen erhielt. Der bisherige Landesvorsitzende Andreas Katz war nicht zur Wiederwahl angetreten.
Nach dem Debakel bei den Landtagswahlen und dem Ausscheiden aus dem Landtag soll das Duo Müller und Jaeger den Neuanfang bei den Grünen einleiten. In ihrer Rede vor rund 90 Delegierten appellierte die alte und neue Landesvorsitzende an alte Tugenden der Partei: „Wenn jemand außerparlamentarische Opposition kann, dann wir.“ Sie wagt eine optimistische Prognose: „Wir werden 2021 wiederkommen!“
Grünen-Bundesgeschäftsführer Michael Kellner bezeichnet die Wahlniederlage als „Unfall“. Nun müsse man sich darauf konzentrieren, im Bundestagswahlkampf 2017 die große Koalition in Berlin abzuwählen. Sonst drohten Deutschland Verhältnisse wie in Österreich mit der rechtsgerichteten FPÖ. Der neue Co-Vorsitzende Jaeger nennt die Wahlniederlage dagegen „eine Katastrophe für uns“. Fast 40 Mitarbeiter verlören ihre Jobs. Jaeger will die eigentlichen Kernthemen der Grünen wie Klimaschutz und Energiewende als eines der großen Themen wieder in den Mittelpunkt der Parteiarbeit stellen. Darüber hinaus sollen neue Anhänger geworben werden. Erst kürzlich hatte die Partei das 600. Mitglied aufgenommen. „Ich will auf 700 hochkommen“, sagt Jaeger.
Vor der Vorstandswahl hatte es in einer Aussprache teilweise harsche Kritik am Wahlkampf der Partei gegeben. „Wir sind als Grüne Jugend gegen Wände gelaufen“, meint die Sprecherin der Jugendorganisation Ronja Thiede. Der Wahlkampf sei mit Arroganz geführt worden.
Fehler räumt die neue Führungsspitze und der ehemalige Landesvorsitzende Katz ein. In der heißen Phase des Wahlkampfes habe man die Auseinandersetzung mit der AfD zu sehr ins Zentrum gestellt, so Katz. Die Furcht vor der AfD habe aber eher der SPD zusätzliche Stimmen beschert.
Künftig wollen sich die Grünen im Land vor allem bürgernäher präsentieren. „Wir müssen über unsere Sprache nachdenken und unsere Anliegen verständlich machen“, schlussfolgert Katz. Man müsse auf die Menschen zugehen.
