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Umstrittene Erdgas-Pipeline Nabu plädiert für Nutzung von Nord Stream 2 vor Rügen

Von Frank Pfaff/dpa | 06.09.2023, 11:53 Uhr

Der Bau der Erdgas-Pipeline durch den Greifswalder Bodden trifft weiter auf Widerstand. Auch die Naturschutzorganisation Nabu zog nun vor Gericht, um den vorgezogenen Baustart zu stoppen.

Die Naturschutzorganisation Nabu hat das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig angerufen, um die Bauarbeiten für die umstrittene Erdgas-Pipeline im Greifswalder Bodden zu stoppen. „Die geplanten Leitungen verlaufen durchgehend durch Natura-2000-Gebiete und gesetzlich geschützte Biotope, welche durch den Bau zerstört beziehungsweise beschädigt werden. Diese Umweltzerstörungen hat das Bergamt im Genehmigungsverfahren völlig unzureichend und auch fehlerhaft bewertet“, begründete Nabu-Landesgeschäftsführerin Rica Münchberger am Mittwoch in Schwerin den Eilantrag an das Bundesgericht. Zudem brachte sie die Nutzung von Teilen der bereits vor Rügen liegenden, aktuell aber nicht genutzten Gasleitung Nord Stream 2 als Alternative ins Gespräch.

Die rund 50 Kilometer lange neue Pipeline soll vom Hafen Mukran auf Rügen, wo per Schiff angeliefertes Flüssig-Erdgas (LNG) wieder in Gas umgewandelt werden soll, bis nach Lubmin verlaufen. Dort besteht Anschluss an das europäische Verteilnetz. Nach den Vorstellungen der Bundesregierung soll das Terminal in Mukran in wenigen Monaten betriebsbereit sein, um die Energieversorgung auch im Falle eines kalten Winters oder bei Lieferproblemen auf anderen Wegen sicherstellen zu können.

Bauarbeiten vorzeitig begonnen

Nach Angaben Münchbergers hatte das Bergamt Stralsund als Genehmigungsbehörde eine Bitte des Nabu abgelehnt, die vorzeitig begonnenen Bauarbeiten zu stoppen. Mit dem sofortigen Baustart würden nun aber Tatsachen geschaffen und Naturräume zerstört, ohne die dazu laufenden Verfahren abzuwarten, kritisierte sie. Die Gemeinde Binz und die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hatten bereits beim Bundesverwaltungsgericht Klage gegen die Genehmigung des ersten Seeabschnitts südöstlich von Rügen eingereicht und Anträge auf vorläufigen Rechtsschutz gestellt, um einen Baustopp zu erwirken.

Nach Ansicht des Nabu wurden naheliegende Alternativen für den Leitungsneubau nicht in Betracht gezogen. „So wäre die Nutzung der bereits im Bereich liegenden, durch ein Attentat in dänischen Gewässern beschädigte Röhre der Leitung Nord-Stream 2, die aus identischen Rohren wie die nun zu verlegenden besteht, technisch möglich. Dies könnte sowohl die Kosten, die Umweltauswirkungen als auch den Zeitaufwand des Neubaus einer Leitung im Greifswalder Bodden nahezu vollständig ersparen“, heißt es in der Mitteilung. Es sei nicht nachvollziehbar, weshalb es dazu mit der Nord Stream 2 AG offensichtlich keinerlei Gespräche gegeben habe.

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