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Wirtschaft MV-Firmen im Digitalgeschäft hinten

Von ROTH | 26.07.2016, 21:00 Uhr

Studie: Fast zwei Drittel der Unternehmen in MV sind mit der digitalen Infrastruktur im Land unzufrieden

Stau im Datennetz: Der schleppende Ausbau schneller Internetverbindungen lässt Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaft im Digitalgeschäft zurückfallen. Lediglich acht Prozent der Unternehmen im Land setzen bereits heute beispielsweise in der Produktentwicklung und im Vertrieb stark auf die Digitalisierung, geht aus einer am Dienstag in Schwerin von der Commerzbank vorgestellten Studie „Transformation trifft Tradition“ hervor – Schlusslicht in Deutschland. Bundesweit konzentrieren sich inzwischen bereits 18 Prozent der Firmen darauf, ergab die Umfrage unter deutschlandweit 4000 Unternehmen. Für viele führe der große Druck im Tagesgeschäft dazu, dass die Digitalisierung oftmals noch in den Hintergrund gedrängt werde, erklärte Daniela Rubbert-Göhner, Chefin des Mittelstandsgeschäfts der Commerzbank in MV. Zudem fehlten den Firmen vielerorts schnelle Internetverbindungen. Fast zwei von drei Firmenchefs in MV sind der Studie zufolge mit der digitalen Infrastruktur im Land „äußerst“ oder „sehr unzufrieden“ – bundesweit sind es 41 Prozent der befragten Unternehmen. Das Land müsse beim Breitbandausbau zulegen, sonst werde es schwer, ein attraktiver Standort zu bleiben, meinte Rubbert-Göhner. Die FDP gab der Landesregierung die Schuld am schlechten Ausbau-Stand. Die Große Koalition renne „ihren Breitbandzielen von 2011 immer noch hinterher, obwohl die bereits vollkommen überholt sind“, kritisierte Cécile Bonnet-Weidhofer, FDP-Spitzenkandidatin zur Landtagswahl.

Doch auch mit dem bestehenden Internetangebot bleibt MV hinter den Möglichkeiten zurück: Inzwischen seien die Unternehmen in ihrem Wachstum gebremst, weil Fachkräfte fehlten, sagte Bankerin. Trotz möglicher Einsparungen durch Automatisierung will jeder dritte Firmenchef in den kommenden fünf Jahren zusätzliche Mitarbeiter einstellen, 58 Prozent wollen den Personalbestand halten, ergab die Studie. Indes sind die Firmen in MV der Umfrage zufolge in puncto Veränderungen der Unternehmenskultur selbstkritischer als in anderen Regionen. So fordern sie noch stärker die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen ein und wollen offener werden für Kooperationen mit Wettbewerbern als andernorts.

Das Personal scheint dazu bereit: Bei der bestehenden Belegschaft registrieren zwei Drittel der Mittelständler verstärktes Interesse an Weiterqualifizierung und weniger starke Widerstände gegen Veränderungen. Allerdings sagen in MV auch 43 Prozent der Unternehmen, dass sich Belegschaften schwer damit tun, sich auf neue Technologien einzustellen.