Was Buridans Esel mit den Besuchern des 27. Filmkunstfestes MV gemein hat – eine Bilanz
Wann war ein Filmfestival erfolgreich? Klar, wenn viele Zuschauer viele Filme sehen wollten. Wenn das Programm so bunt und vielfältig war, dass man Gefahr laufen konnte, wie Buridans Esel zwischen zwei Heuhaufen zu verhungern. Und wenn man auf den Leinwänden und nach den Filmen bekannten Künstlern begegnen konnte.
Nun, an Prominenz mangelte es nicht. Die Jurys der vier Wettbewerbe waren hochkarätig besetzt. Und mit der gefeierten Ehrenpreisträgerin Iris Berben, die bei der Laudatio ihrer Kollegin Carmen-Maja Antoni in Tränen ausbrach – wörtlich „du hast mich dicke, fette zum Weinen gebracht“ –, nahm sogar die Präsidentin der Deutschen Filmakademie das 27. Filmkunstfest MV unter die Lupe. „Alle Kollegen, denen ich erzählt habe, dass ich zu diesem Festival fahre, hatten so ein Leuchten in den Augen, jetzt weiß ich, warum“, sagte die Berben in ihrer Dankesrede.
Stars waren natürlich auch Egon, Benny und Kjeld von der Olsenbande, die dem Filmkunstfest in diesem Jahr das Motto lieferten: „Mächtig gewaltig!“ Mit Jes Holtsø, der gemeinsam mit seinen beiden Musikerkollegen auf der Eröffnungsgala für Stimmung sorgte, hatten die drei Gauner sogar einen der ihren entsandt – Holtsø spielte in den Krimikomödien den gewitzten Børge. Dass das kleine Dänemark, abgesehen von den legendären Filmen der Olsenbande, an die derzeit eine Ausstellung im Schleswig-Holstein-Haus erinnert, ein wirklich großes Filmland ist, bezeugte die Reihe „Gastland“ so erfolgreich, dass Filmkunstfest-Chef Volker Kufahl gestern als Gast für 2018 Dänemark ankündigte – ein Scherz natürlich. Die Gruppe „Karussell“, die „Gustav Peter Wöhler Band“ und auf der Abschlussgala die mitreißenden jungen Musiker des Rostocker Jellyfish Jazz Orchestra sorgten für musikalischen Glanz.
Die Rekordzahl von 18 500 Zuschauern machte den Künstlerischen Leiter Volker Kufahl einigermaßen verlegen, weil er gar nicht so recht zu sagen wusste, was er im nächsten Jahr zu ändern gedenke. Immerhin ließ er sich zu dem Versprechen überreden, die Eröffnung künftig zu verkürzen. Auch die Preisgala, bitte, rufen wir ihm vorlaut zu, bitte, bitte!
Das haben wir von der Dokumentarfilmjury gelernt, die sich auf der Bühne darüber beschwerte, nur einen Preis vergeben zu dürfen, während die Spielfilmleute vier Produktionen ehren konnten.
Wie der Chef allerdings dem Widerspruch zwischen zuweilen fast leeren Kinosälen und den vielen ausverkauften Vorstellungen begegnen könnte, müssen wir seiner Findigkeit überlassen.
Als dankbar übermüdeter Festivalfetischist können wir indes auch diesem 27. Jahrgang eine cineastische Vielfalt zwischen Anspruch und Unterhaltung bescheinigen, die schier nicht zum Aushalten war. Siehe Buridans Esel. Schade, dass es schon wieder vorbei ist. Und ein bisschen auch Gott sei Dank! Alles in allem aber: „Mächtig gewaltig!“
Die Preisträger |
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Spielfilmwettbewerb „Die Tochter“ Regie: Mascha SchilinskiHauptpreis „Der fliegende Ochse“ (10000 Euro) „Die beste aller Welten“ Regie: Adrian GoigingerNDR-Regiepreis (5000 Euro) „Die beste aller Welten“Regie: Adrian GoigingerPublikumspreis, gestiftet von unserer Zeitung (2500 Euro) „Die Tochter“Regie: Mascha SchilinskiPreis für beste Musik- und Tongestaltung (Sachleistungen 4000 Euro) „Back for Good“Regie: Mia SpenglerDefa-Förderpreis (4000 Euro) Nachwuchsdarstellerpreis Kim Riedle in „Back for Good“ von den Stadtwerken Schwerin (2500 Euro) Dok- und Kurzfilmwettbewerb „Liebes Ich“ Regie: Luise Makarov Lobende Erwähnungen: „Als Paul über das Meer kam“ Regie: Jakob Preuss „Mirr“Regie: Mehdi Sahebi „Ohne diese Welt“Regie: Nora Fingscheidt Leo-Kinder-und Jugendpreis „Maikäfer, flieg!“ Regie: Mirjam Unger gestiftet vom Familienministerium (7500 Euro) Kurzfilmpreis „PIX“ Regie: Sophie Linnenbaum gestiftet von der Landeshauptstadt Schwerin (4000 Euro) Kurzfilmnacht 1. Platz: „Our Wonderful Nature – The Common Chameleon. Regie: Tomer Eshed |






