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Atemkraftwerke in Deutschland Lubmin vorbildlich beim Rückbau

Von Redaktion svz.de | 09.10.2016, 21:00 Uhr

Der Chef der Internationalen Atombehörde hat das stillgelegte Atomkraftwerk Lubmin besichtigt – und zeigte sich beeindruckt

Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Yukiya Amano, hat sich am Sonnabend in Lubmin über den Rückbau von Atomkraftwerken in Deutschland und über die Sicherheitsstandards im atomaren Zwischenlager informiert. Er sei beeindruckt, wie organisiert und systematisch in Lubmin gearbeitet werde, sagte der Chef der UN-Behörde nach dem Besuch. Die Mitarbeiter hätten ein tiefgreifendes Wissen über den Rückbau von Atomkraftwerken und würden mit diesen Erfahrungen auch andere Kraftwerke unterstützen.

Die Stippvisite im Nordosten ist für den Atombehördenchef Teil eines viertägigen Besuchsprogramms in Deutschland. Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA übernimmt zusammen mit der Euratom eine Kontrollfunktion bei der Lagerung des Kernbrennstoffs von Atomkraftwerken – so auch im Zwischenlager Lubmin. Dort werden die Castoren regelmäßig von den internationalen Behörden inspiziert. Zudem überwachen Kameras die Kernbrennstoffbehälter in den Hallen und senden die Bilder nach Wien. Wie Amano nach seinem Besuch weiter sagte, erfülle das Zwischenlager die Sicherheitsstandards der IAEA in vollem Umfang.

Der DDR-Atommeiler am Greifswalder Bodden wurde nach 17 Jahren Betrieb 1990 wegen Sicherheitsbedenken vom Netz genommen. In Lubmin begann danach unter Federführung der bundeseigenen Energiewerke Nord (EWN) der erste große Rückbau eines Atomkraftwerks in Deutschland.

Die Kosten für den Rückbau der ostdeutschen Atomkraftwerke in Lubmin und Rheinsberg (Brandenburg) werden inzwischen 6,6 Milliarden Euro geschätzt. In Lubmin soll der Rückbau 2028 abgeschlossen sein, wie EWN-Geschäftsführer Jürgen Ramthun sagte.

Deutschland will bis 2022 alle Kernkraftwerke vom Netz nehmen. Zum Atomausstieg in Deutschland sagte Amano, dass es nicht die Rolle der IAEA sei, die Entscheidung der Länder zu beeinflussen. „Aber Deutschland muss das Thema des Rückbaus und der Abschaltung von Kernkraftwerken ebenso wie die Endlagerung von nuklearem Müll angehen. Das sind keine leichten Aufgaben.“

Nach dem Besuch des atomaren Zwischenlagers in Lubmin informierte sich Amano in Greifswald über das Kernfusionsexperiment „Wendelstein 7-X“. Dort hatten im Dezember 2015 die ersten Experimente begonnen. Sie dienen der Erforschung der Kernfusion als mögliche Energiequelle auf der Erde. Die IAEA ist für die Fusionsforscher eine Informationsplattform, sie übernimmt aber keine Kontrollfunktion, wie eine Sprecherin sagte.

Martina Rathke