Zahl der Minijobs in MV um 74 Prozent gestiegen. Mindestlohn soll ab 2017 auf 8,84 Euro steigen
Ohne Nebenjob kommen sie nicht über die Runden: In MV nehmen immer mehr Menschen neben ihrem Hauptberuf einen Zweitjob an. Die Zahl der Arbeitnehmer, die jeweils zum Stichtag 30. Juni, neben einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung zusätzlich in einem Minijob tätig waren, ist vom Jahr 2004 auf 2015 um 74 Prozent gestiegen. Das geht aus einer Sonderauswertung der Bundesagentur für Arbeit hervor, die unserer Berliner Redaktion vorliegt und von der Linken-Arbeitsmarkt-Expertin im Bundestag, Sabine Zimmermann, in Auftrag gegeben worden war.
Demnach waren 2015 von 21.289 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit zusätzlichem Minijob 12.912 Frauen (60,6 Prozent) und 8.377 Männer (39,5 Prozent). Fast jeder vierte Minijob in MV – 24 Prozent – ist eine Beschäftigung zusätzlich zu einem sozialversicherungspflichtigen Job. Die Branchen mit den meisten Minijobs im Nordosten – sowohl im Nebenjob als auch in ausschließlicher Erwerbstätigkeit – sind laut Bundesagentur Gastgewerbe, Einzelhandel, sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen sowie Gebäudereinigung. „Für immer mehr Beschäftigte reicht ihr Einkommen aus einem Job nicht aus, und sie müssen sich mit einem Minijob etwas dazuverdienen“, erklärte Linken-Expertin Zimmermann gestern im Gespräch mit unserer Berliner Redaktion. „Die allermeisten nehmen einen Zweitjob aus finanzieller Not auf und nicht freiwillig, wie manche das behaupten.“ Die Zunahme von Zweitjobs sei „ein dringendes Alarmzeichen“, dass die Qualität der Beschäftigungsmöglichkeiten weiter abnehme. Zimmermann forderte, den gesetzlichen Mindestlohn auf zwölf Euro anzuheben.
Davon ist die gesetzliche Lohnuntergrenze noch weit entfernt: Eineinhalb Jahre nach der Einführung des Mindestlohns haben sich gestern die Sozialpartner auf eine Erhöhung ab 2017 geeinigt – um 34 Cent auf 8,84 Euro.