Das Kabinett gibt nach Hin und Her eine Millionenhilfe frei. Finanzspritzen auch für die Theater im Osten
Die drohende Insolvenz des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin ist abgewendet. Das Land überweist 1,2 Millionen Soforthilfe, wie Kultusminister Mathias Brodkorb (SPD) gestern nach einer Sondersitzung des Kabinetts sagte. Außerdem sei der unverzügliche Einstieg des Landes als Mehrheitsgesellschafter beim größten Theater des Landes beschlossen worden. Diesen Plan hatte Brodkorb vergangene Woche infrage gestellt. Hintergrund waren Differenzen über den künftigen Finanzbedarf.
Dem Kabinettsbeschluss waren fieberhafte Verhandlungen vorausgegangen. Entsprechend erleichtert reagierte Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow (Linke). „Ich hoffe, dass nun auch der Weg für die geplante Fusion mit dem Landestheater Parchim und die Ausgestaltung eines Staatstheaters Mecklenburg in Landesträgerschaft frei ist“, sagte sie. Brodkorb zufolge strebt das Land einen Einstieg als Mehrheitsgesellschafter deutlich vor dem 1. April 2016 an.
Auch mit den Theatern im Landesosten sollen Verhandlungen über eine Übernahme von Mehrheitsanteilen durch das Land aufgenommen werden. Ziel ist dort die Schaffung eines „Staatstheaters Ost“. An alle Theater im Landesosten, die Soforthilfen beantragt haben, könne nach dem Kabinettsbeschluss ausgezahlt werden, sagte der Minister. Offen sei aber, ob die volle Höhe ausgereicht wird, wie das Beispiel Schwerin zeige. Das Staatstheater habe es geschafft, die Planungszahlen aus dem Gutachten der Beratungsgesellschaft Metrum zu erreichen. Das Gutachten hatte das Land in Auftrag gegeben.
Im Fall Schwerin sind nach Brodkorbs Worten noch nicht alle rechtlichen Zukunftsfragen geklärt. Die Gespräche dazu sollen weitergehen. Beide Seiten nähern sich aber offensichtlich an. So habe die Landeshauptstadt eine Nachschusspflicht in Höhe von 35 Prozent bei möglichen Defiziten im Etat des Mecklenburgischen Staatstheaters akzeptiert, sagte er.
Der kulturpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Marc Reinhardt, begrüßte den Kabinettsbeschluss. Damit leiste die Landesregierung einen wichtigen Beitrag zum Gelingen der Theater- und Orchesterreform. Für die CDU-Fraktion sei es von Anfang wichtig gewesen, dass der östliche Landesteil nicht benachteiligt wird. „Mit der Entscheidung des Kabinetts wird dieser Grundsatz umgesetzt“, sagte Reinhardt. Defizite bei der Theater- und Orchestergesellschaft Neustrelitz, bei der Theater Vorpommern GmbH und bei der Vorpommerschen Landesbühne Anklam würden durch das Land ausgeglichen. An einer Beteiligung des Landes werde gearbeitet.
Auch die Linke begrüßte das Ja zur Soforthilfe für das Staatstheater.„Es ist gut und ausdrücklich zu begrüßen, dass die Landesregierung sich fünf vor zwölf endlich dazu durchringen konnte, längst getroffene Absprachen einzuhalten“, sagte der kulturpolitische Sprecher Torsten Koplin. Die Theater im Landesosten seien aber noch nicht so gut wie gerettet. „Denn die Arbeitsgruppen zur Erarbeitung eines Gesellschaftervertrages für ein Staatstheater Nordost, an dem das Land beteiligt ist, haben ihre Arbeit erst noch zu leisten“, sagte Koplin. Dieser Prozess werde im Vergleich zu den Verhandlungen mit der Landeshauptstadt ungleich schwieriger, weil es mehr Beteiligte mit konträren Interessenlagen gebe.