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Schlechte Rahmenbedingungen Kindertagespflege: Viele geben auf

Von klik | 31.03.2017, 05:00 Uhr

Tagesmütter und -väter beklagen eine Schlechterstellung durch Jugendämter

Für viele Eltern sind sie erste Wahl: Familiennähe, kleine Gruppen, individuelle Betreuung auch in Randzeiten – das alles spricht für Tagesmütter und -väter. Doch schlechte Rahmenbedingungen lassen immer mehr von ihnen aufgeben: Gab es 2009 im Land noch 1519 Tagespflegepersonen, waren es 2016 nur noch 1249, davon 40 Männer. Parallel dazu sank in den letzten fünf Jahren die Zahl der betreuten Kinder von 5681 im Jahr 2012 auf 4920 im vergangenen Jahr.

Die Vorsitzende des zu Jahresbeginn gegründeten Landesverbandes für Kindertagespflege, Susanne Kuhlmann, kennt eine ganze Reihe von Problemen , mit denen sich Tageseltern konfrontiert sehen. Eines ist die unzureichende Vergütung – „wie Hilfskräfte, obwohl unsere Verantwortung und tägliche Arbeitsleistung die gleiche wie bei Erziehern ist“, moniert sie. Für Randzeiten-, Feiertags- und Nachtbetreuung gebe es gar kein Geld. Jeder Landkreis bzw. jede kreisfreie Stadt lege eigene Vergütungsätze fest, deren Spannweite sich in MV zwischen etwa 460 und 545 Euro pro Ganztags-Kind und Monat bewege. In diesem Betrag seien jedoch auch die Sachkosten für z. B. Miete, Energie und Wasser enthalten, für die laut Bundesfinanzministerium pauschal 300 Euro monatlich angesetzt werden müssten – und die gleich weitergereicht würden. Hier im Land, so Susanne Kuhlmann, billigen die Jugendämter Tageseltern jedoch maximal 100 Euro als Sachkosten zu. Weil diese die Differenz selbst zahlen müssten, reduziere sich ihr Einkommen weiter. Die Folge: „Wer drei Ganztags-Kinder betreut, kommt nicht einmal auf den Mindestlohn“, so Kuhlmann.

Zwar stelle das Gesetz Kindertagesstätten und Tagespflegepersonen ausdrücklich gleich, tatsächlich aber fühlten sich Letztere wie die zweite Wahl, so Susanne Kuhlmann. Sie müssten sich z. B. selbst um Vertretungen bei Krankheit oder Urlaub kümmern und dafür teilweise auch selbst bezahlen, obwohl dies eigentlich Aufgabe der Jugendämter sei. Aus Sicht des Sozialministeriums ist Tagespflege auf keinen Fall zweite Wahl, betont dessen Sprecher Alexander Kujat. Ziel sei es, zusammen mit den Jugendämtern und nach Möglichkeit auch mit dem Landesverband die Kindertagespflege insgesamt in den nächsten Jahren weiterzuentwickeln und zusätzliche Menschen für die Qualifizierung zu gewinnen. Für dieses Jahr seien für Aus-, Fort-, Weiterbildungen und Qualifizierung in der Tagespflege 200 000 Euro im Landeshaushalt eingestellt.