Gedenken an die Befreiung vom Nationalsozialismus am 8. Mai. Linke-Spitzenpolitiker Dietmar Bartsch mahnt, den Frieden zu sichern
In mehreren Orten Mecklenburg-Vorpommerns haben gestern Menschen an das Kriegsende vor 72 Jahren und die Befreiung vom Nationalsozialismus erinnert. Dabei gab es Kundgebungen, Filmvorführungen und mahnende Worte. „Wir vergessen niemals die Opfer aller Alliierten, die einen sehr hohen Blutzoll zahlten“, sagte der Spitzenkandidat und Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag, Dietmar Bartsch, vor rund 50 meist älteren Zuhörern am Sowjetischen Ehrenmal in Rostock. Frieden sei „das höchste Gut“, das täglich weitergegeben, aber auch erkämpft werden müsse.
Mit Blick auf aktuelle Entwicklungen bezeichnete es Bartsch als erschreckend, dass bei der Präsidentschaftswahl in Frankreich Millionen Menschen die „Faschistin“ Marine Le Pen wählten. Das weltweite Erstarken rechtspopulistischer und autoritärer Bewegungen in Europa, den USA und der Türkei sei „das Ergebnis von Politik, auch deutscher Politik“. Bartsch kritisierte insbesondere deutsche Waffenexporte in Krisengebiete und die Finanzpolitik Deutschlands im Zusammenhang mit der Finanzkrise.
Auch an anderen Orten im Nordosten fanden Gedenkveranstaltungen statt. Das Dokumentationszentrum des ehemaligen „KdF-Bades“ in Prora auf Rügen veranstaltete einen Aktionstag mit Film- und Interviewvorführungen zum Tag der Befreiung.
In Raben Steinfeld bei Schwerin legte Sozialministerin Stefanie Drese (SPD) für die Landesregierung einen Kranz am Mahnmal „Die Mutter“ nieder. „Wir dürfen niemals vergessen, welch schreckliche und unvergleichliche Verbrechen gegen die Menschlichkeit im deutschen Namen begangen worden sind“, betonte die Ministerin. Auch deshalb sei es wichtig, Rassismus, Intoleranz und Ausgrenzung in jeder Form entschlossen entgegenzutreten.
Das Mahnmal erinnert an den Todesmarsch von rund 33 000 Gefangenen des KZ Sachsenhausen, von denen nur etwa die Hälfte überlebten. Im Mai 1945 hatten alliierte Soldaten den Marsch südlich von Schwerin gestoppt und die entkräfteten Häftlinge versorgt. Die Aufseher der SS waren vor den herannahenden Truppen geflohen.