York Dyckerhoff aß vor ein paar Jahren erstmals frische Krebstiere – und von da an keimte in ihm die Idee von einer Zucht in MV
York Dyckerhoff schwimmt gegen den Strom. Spätestens seitdem er einen Großteil seines Vermögens in ein Vorhaben gesteckt hat, das er selbst als ein Risikogeschäft bezeichnet. Einst ein Verkäufer von Investitionsgütern nach Südamerika, ist er heute Farmer. Doch nicht irgendein Farmer. Dyckerhoff züchtet keine Rinder, Schweine oder Hühner, er züchtet Garnelen, genauer White Tiger Garnelen. „Ich bin zur Garnele gekommen wie die Jungfrau zum Kinde“, gesteht er. 2009 aß er zum ersten Mal frische Garnelen, keine tiefgefrorenen. Er erfuhr von dem Zuchtverfahren und eine Idee nistete sich in seinem Kopf ein: „Wie wäre es, die Warmwassergarnele aus dem Pazifik an Land in Mecklenburg-Vorpommern zu züchten?“
Dyckerhoff analysierte den Markt und stellte fest, dass sämtliche Shrimps in Deutschland aus dem Ausland kamen. „Die tiefgefrorenen Garnelen aus Asien oder Südamerika werden in riesigen Becken gehalten, in denen mehrere Millionen Tiere auf engstem Raum leben. Damit sie nicht krank werden, wird das Wasser mit Antibiotikum versetzt“, beschreibt Dyckerhoff. „Alle Garnelen, die es tiefgefroren in Supermärkten zu kaufen gibt, sind also antibiotika-belastet“, schlussfolgert er.
Der Unternehmer sah sich in seinem Vorhaben bestätigt. Aus seiner Idee wurde Wirklichkeit. In Grevesmühlen baute Dyckerhoff die erste deutsche Garnelen-Manufaktur mit einer geschlossenen Meerwasser-Kreislaufanlage – für 1,7 Millionen Euro. 850 000 Euro kamen aus dem Europäischen Fischereifonds. 30 Grad Lufttemperatur, 28 Grad das Wasser, 70 Prozent Luftfeuchtigkeit – alles, damit sich die leicht bläulich schimmernden Tiere in den vier je 70 Zentimeter tiefen und 35 Meter langen Becken wohlfühlen. 240 000 Garnelen verschiedener Größen schwimmen in einem Becken. Garnelen, die eine Größe von 15 bis 16 Zentimeter und ein Gewicht von rund 30 Gramm erreicht haben, werden abgefischt, mit eisigem Wasser betäubt und anschließend getötet.
Dyckerhoff sieht sich selbst als Pionier der Garnelenproduktion in Deutschland. Mittlerweile wurde die Zucht ausgeweitet, in Grevesmühlen eine zweite Halle gebaut, in München eine dritte. Derzeit schaue der Unternehmer im Ausland nach interessanten Standorten, beispielsweise in der Schweiz. Seine Cara Royal soll berühmt werden. In einigen norddeutschen Restaurants ist sie es schon. Auf der Internationalen Grünen Woche wird sie am Stand der Wismarer „Seeperle“ zubereitet. Auch das „Vier Jahreszeiten“ in Hamburg und das „Wullenwever“ in Lübeck seien gute Abnehmer der White Tiger Garnele. „Die Cara Royal ist so frisch, dass sie sogar roh gut schmeckt“, wirbt Dyckerhoff.
Damit das auch künftig so bleibt, setze er auf ein nachhaltiges, sauberes Produktionsverfahren, mit einer pausenlosen Überwachung der Zuchtbecken. „Wir machen Delikatessen. Für mich ist das ein Privileg“, betont der Aqua-Farmer.