Brasilien hat Zika-Test aus Mecklenburg-Vorpommern als ersten offiziell zugelassen
Das Labor von der Euroimmun AG in Dassow bei Grevesmühlen erinnert ein bisschen an einen Science-Fiction-Film. „Vorsicht. Biogefährdung Schutzstufe 2“, steht auf der Glasscheibe. Dahinter sitzt Louise Zech. Die Labormitarbeiterin hat ihre Gummihandschuhe über die Ärmel des Overalls gezogen. Konzentriert zieht sie mit einer Art überdimensionalen Spritze eine rote Flüssigkeit auf. Dabei handelt es sich um einen Nährboden. Auf ihm werden mit dem Zika-Virus infizierte Zellen kultiviert. Sie bilden die Grundlage für Zika-Schnelltests. Laut Euroimmun ist es dem Unternehmen gelungen, die zwei weltweit ersten Antikörper-Test für den Nachweis des Zika-Virus herzustellen.
„Wir versuchen proaktiv zu arbeiten und dem Virus immer einen Schritt voraus zu sein“, sagt Euroimmun-Mitarbeiter Erik Lattwein. Bereits 2014 habe das Unternehmen, dessen Firmensitz in Lübeck ist, mit der Produktion des Schnelltest für Zika begonnen. Damals gab es im pazifischen Raum mehrere kleinerer Infektions-Ausbrüche. „Wir haben international gute Kontakte, die mit Tropenkrankheiten arbeiten und uns über Viren informieren“, erklärt Lattwein weiter. Als sich Zika zu Beginn des Jahres vor allem in Brasilien dramatisch ausbreitete, war das Unternehmen vorbereitet. Die mecklenburger Antikörper-Tests wurden am Mittwoch in Brasilien als erste offiziell zugelassen.
Seitdem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wegen des Virus den Weltgesundheits-Notstand ausgerufen hat, sei die Nachfrage nach den Tests besonders groß. „Wir haben Anfragen aus Neuseeland, den USA und natürlich Südamerika“, so Lattwein. „Den Bedarf können wir gerade so decken.“ Mehrere tausend Komplett-Pakete produziere und verschicke das Werk wöchentlich.
Um eine Zika-Infektion festzustellen, reichten schon ein paar Tropfen Blut des Patienten aus. So könnten sowohl akute als auch überstandene Erkrankungen bestätigt werden. Bisher sei der DNA-Nachweis des Virus nur in den ersten fünf Tagen nach einer Infektion möglich gewesen. Außer Zika soll mit einem der Tests auch das Dengue- und das Chikungunya-Fieber schneller festgestellt werden können. Diese Viren kommen im gleichen Verbreitungsgebiet vor und werden durch dieselben Moskito-Arten übertragen.
Epidemien gab es schon immer
Mangelhafte Diagnosetests sind ein Grund dafür, dass es bisher nur grobe Schätzungen zur Zahl der Infektionen gibt. Zika steht im Verdacht bei einer Infektion von Schwangeren Schädelfehlbildungen bei ungeborenen Babys auszulösen. Symp-tome für eine Infizierung sind leichtes Fieber, Kopfschmerzen, Hautausschläge und Bindehautentzündungen. In rund 80 Prozent der Fälle bleibt eine Infektion aber unbemerkt.
Immer wieder käme es weltweit zu Viren-Epidemien, erklärt Lattwein. Das sei kein neues Phänomen, auch wenn es in den vergangenen Jahren durch Ebola, Vogelgrippe den Anschein erwecke. „Man ist sich diesen Epidemien mehr bewusst als früher. Sie werden früher erkannt und kommuniziert“, meint Lattwein.
Saisonale Einflüsse oder auch der Klimawandel könnten Schuld haben. „Das kann teilweise aber auch nicht erklärbar sein.“ Wie auch bei Zika habe das Unternehmen daher alle Veränderungen immer im Blick. So entwickelte Euroimmun auch schon für die Sars- und Mers-Viren sowie die Vogelgrippe entsprechende Tests.
Welcher Virus als Nächstes gefährlich werden könnte, kann Lattwein dennoch nicht sagen. Doch er ist sich sicher, dass das mecklenburger Werk auch dann wieder schnell agieren kann. „Wir haben viele Viren in der Schublade.“
Zika-Virus - von der Entdeckung bis zum globalen Notstand |
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1947: Bei einem Rhesusaffen aus dem Zika-Wald in Uganda wird das Virus erstmals nachgewiesen. 1952: Forscher finden den Erreger bei Menschen in Uganda und Tansania. In den folgenden Jahrzehnten werden jedoch nur vereinzelte Infektionen aus Afrika und Südasien bekannt. 2007: Im Pazifik-Raum häufen sich Infektionen. Seit 2013 gibt es laut Weltgesundheitsorganisation weitere Fälle in Afrika und Amerika. November 2015: Der erste bekannte große Ausbruch nimmt seinen Anfang in Brasilien. Eine Häufung von Schädelfehlbildungen bei Neugeborenen geht nach Ansicht von Fachleuten auf das Virus zurück. Dezember 2015: Nach Angaben des brasilianischen Regierung sind die Verdachtsfälle im Land sprunghaft angestiegen. Januar 2016: Die Behörden in Jamaika und Kolumbien empfehlen, geplante Schwangerschaften aufzuschieben. In Deutschland gab es seit 2013 mehrere Fälle bei zurückkehrenden Reisenden, davon mindestens fünf in Zusammenhang mit dem aktuellen Ausbruch in Lateinamerika. Februar 2016: Die Weltgesundheitsorganisation erklärt den globalen Gesundheitsnotstand. Es gebe eine starke räumliche und zeitliche Verbindung zwischen Zika und dem Auftreten von Schädelfehlbildungen. |

