Es war eine Hoch-Zeit des Schauspiels am Mecklenburgischen Staatstheater.
Unter der Direktion von Christoph Schroth von 1974 bis 1989 wurde das Haus zur Pilgerstätte für Theaterfans in der DDR, die herausfordernde Inszenierungen, wie „Trommeln in der Nacht“, „Wintermärchen“ oder „Franziska Linkerhand“, und Stücke sehen wollten von Heiner Müller, Thomas Brasch, Lothar Trolle, Irina Liebmann, die unerwünscht waren in Berlin. Bei Schroths „Entdeckungen“ wurde das Haus von der Kassenhalle bis unters Dach zum öffentlichen Forum, wo vom Kabarett bis zur Tragödie Beziehungen zwischen Individuum und Gesellschaft durchgespielt, Utopien und Konflikte akzentuiert wurden. Theater war im besten Sinne ein Politikum. Als Höhepunkt gab es Anfang 89 mit Schillers „Tell“ und zwei Liederprogrammen akute Diagnosen des auslaufenden Staates. Zuvor hatte Schroths sensationelle Inszenierung der beiden Teile von Goethes „Faust“ an einem Abend Aufsehen auch im Westen Deutschlands erregt, und die „Antike-Entdeckungen“ gastierten beim Theater der Nationen in Nancy sowie bei den Wiener Festwochen, wurden auch in Berlin und zum Teil in Athen gezeigt.
Schon in Schwerin war Schroths ironischer Spruch, den er Jahre später abschoss, wahr: „Wo ich bin, ist keine Provinz.“ Nach einem Zwischenspiel im Umbruch am Berliner Ensemble hat er sein Bekenntnis auch als Intendant in Cottbus realisiert. Christoph Schroth, der immer auf der Suche war nach Theater, das die Leute etwas angeht, feiert heute seinen 80. Geburtstag.