Ungewöhnliches Bündnis „Achtsame Demokraten“ treten von Hiddensee aus zur Landtagswahl an.
Schwerin Es ist das wohl ungewöhnlichste Bündnis, das jemals zu einer Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern angetreten ist. Die „Hiddenseepartei achtsame Demokraten“ um den Insel-Bürgermeister Thomas Gens hat sich mit einigen anderen parteilosen Bürgermeistern des Festlands verbündet, um in den Landtag einzuziehen. Sie selbst rechnen sich einige Chancen aus.
„Wir sind nicht rechts, wird sind nicht links, wir sind vorn“, beschreibt Jörg Mehrwald die politische Ausrichtung des Bündnisses. Mehrwald ist Parteisprecher und Betreiber des Kinos auf der Insel. Seine Mini-Partei ist von Thomas Gens und einigen anderen ehemaligen CDU-Mitgliedern 2013 gegründet worden und aktuell mit nur 20 Mitgliedern stärkste politische Kraft auf Hiddensee.
Bei den neuen Verbündeten auf dem Festland findet man regional so bekannte Namen wie den von Britta Brusch-Gamm, Bürgermeisterin in Crivitz bei Schwerin, oder Viola Tonn, Bürgermeisterin in Wöbbelin (Landkreis Ludwigslust-Parchim) oder André Bonitz, Bürgermeister in Eixen (Landkreis Vorpommern-Rügen). Ihr politisches Credo: „Die Kommunen müssen mehr Gewicht in der Landespolitik bekommen.“ Zu wenig Geld für Städte und Gemeinden, zu viel Regulierung und zu viel Zentralisierung seien die Defizite in der Landespolitik. Ein frischer Wind müsse her.
Der soll ausgerechnet von der Insel Hiddensee kommen. Denn um das Schloss zu erobern, brauchen die parteilosen Bürgermeister aus ihrer Sicht eine Partei. „Wir wollen nicht als Einzelkandidaten antreten, sondern unsere Kompetenzen bündeln“, sagt Bürgermeisterin Brusch-Gamm. Weil aber die traditionellen Parteien nicht infrage kämen und die AfD keine wirkliche Alternative für Deutschland sei, habe man sich umgesehen und sei bei der Hiddenseepartei fündig geworden. Die Satzung gestattet den Bürgermeistern eine Mitarbeit in allen Bereichen, ohne Parteimitglied zu sein – ideal für die parteilosen Bürgermeister. Schon im Herbst 2015 seien erste Gespräche geführt worden. Inzwischen steht die Landesliste mit 17 Kandidaten und für zwölf Wahlkreise gibt es auch bereits Direktkandidaten.
Thomas Gens auf Platz eins der Landesliste und Parteichef ist kein Unbekannter. Er hatte schon 2011 auf Ticket der CDU für den Landtag kandidiert. Seiner Partei soll er damals aber verschwiegen haben, dass er Jahre zuvor für die rechtsradikale DVU auf Rügen aktiv war. Auch über eine frühere inoffizielle Mitarbeit beim Staatssicherheitsdienst der DDR hatte er seine Parteifreunde nicht informiert. Gens trat aus der CDU aus, gründete seine Partei und wurde von den Insulanern trotz aller Vorwürfe zum Verwaltungschef gewählt.
Mit den neuen Verbündeten blickt die Hiddenseepartei trotz ihrer kleinen Mitgliederzahl optimistisch auf die Wahl am 4. September. „Fidel Castro ist auch nur mit 80 Mann und einer Yacht auf Kuba gelandet“, versucht Jörg Mehrwald einen historischen Vergleich. Das Ende sei bekannt.