
Landestheater Parchim gastiert in der neuen Saison an über 30 Orten / Besucheransturm in diesem Jahr
Es ist ein Abend voller Missverständnisse: Patricia, die sich mit ihrem Freund gestritten hat, aber dennoch von ihm zu einem Abendessen mitgenommen wird, hüllt sich in wütendes Schweigen. Als sie deshalb allerdings für eine Ausländerin gehalten wird, die nichts versteht, beginnt sie die Situation zu genießen – und auszunutzen. In einer Phantasiesprache schildert sie ihr vom Krieg heimgesuchtes Heimatland, nimmt von den Gastgebern dankbar Geschenke für die notleidende Bevölkerung an und animiert sie zu immer neuen guten Taten für ihre Landsleute…
Mit einer Voraufführung der Komödie „Venedig im Schnee“ von Gilles Dyrek beendet das Mecklenburgische Landestheater Parchim (MLT) heute Abend die aktuelle Saison in seiner kleinsten Spielstätte, der Theatergaststätte. Zur Eröffnung der Spielzeit 2014/15 wird dann am 6. September richtig Premiere gefeiert.
Denn in Parchim wird weiter Theater gespielt – auch wenn die Zukunft des Gebäudes in der Blutstraße weiter ungeklärt ist. „Wir befinden uns in einer Vorbereitungsphase, in der intern unterschiedliche Optionen diskutiert und kalkuliert werden“, antwortet Intendant Thomas Ott-Albrecht, wenn man ihn fragt, ob denn das im Januar aus bautechnischen Gründen gesperrte Haus nun saniert oder abgerissen und neu gebaut wird. Sobald greifbare Ergebnisse vorliegen, würden diese auch in der Öffentlichkeit kommunizieren, gibt sich der Intendant zurückhaltend.
Offener spricht er über das Betriebsergebnis der zu Ende gehenden Spielzeit – denn das kann sich sehen lassen: „Bereits Ende Mai zählten wir 31 000 Zuschauer. Dies entspricht in einer guten Spielzeit dem Ergebnis von Ende Juli“, so Ott-Albrecht. Endgültig gezählt werden kann erst am 10. August: Bis dahin wird das Parchimer Ensemble noch fünf Vorstellungen in Parchim selbst, acht in Neubrandenburg und 20 in Warnemünde geben. Die Einnahmenentwicklung ist dem Intendanten zufolge jedoch jetzt schon – analog zu der der Zuschauerzahl – positiv: „Dies gewährleistet trotz Tariferhöhungen auch weiterhin eine tarifgerechte Entlohnung der Mitarbeiter.“
So wundert es auch wenig, dass der Spielplan für die kommende Saison so umfangreich wie der in den Vorjahren ist: Zu acht Premieren des Schauspielensembles kommen eine neue Produktion des Theaterjugendclubs und – von Stammgästen sehnsüchtig erwartet – auch zwei neue Folgen des Erfolgsstücks „Ein Herz und eine Seele“.
Außer in den festen Spielstätten in Parchim – der Remise des Landratsamtes, der Theatergaststätte und der Stadthalle – will das Ensemble an über 30 weiteren Gastspielorten aktiv sein. „Viele Gemeinden und Schulen des Landkreises sind an uns herangetreten, um uns zu sich einzuladen“, so Ott-Albrecht. „Durch eine noch stringentere Schwerpunktsetzung auf maximale Mobilität unserer Inszenierungen können wir diese Möglichkeiten zum größten Teil auch nutzen.“
Die Landeshauptstadt, mit der das Parchimer Theater nach den Reformplänen des Kultusministeriums kooperieren soll, gehört übrigens nicht zu den Gastspielorten. Es gab, wie der Parchimer Intendant auf Nachfrage bestätigt, auch keine inhaltlichen Absprachen mit dem zukünftigen Kooperationspartner. Das Ergebnis: Während „Tschick“ bereits seit zwei Jahren auf dem Spielplan in Parchim steht – und dort auch in der neuen Saison stehen wird – , plant das Mecklenburgische Staatstheater in Schwerin, das Stück in der neuen Spielzeit in eigener Inszenierung auf die Bühne zu bringen…
Premieren 2014/15
„Venedig im Schnee“ von Gilles Dyrek, 6. September
„Die Leiden des jungen Werther“ nach J.W. von Goethe, 4. Oktober
„Frau Holle“ nach den Gebrüdern Grimm, 26. Oktober
„Adventsgeschichten“, 29. November
„Max und Moritz“ nach Wilhelm Busch, 7. Februar
„In einer Winternacht“ von Charles Way, 21. März
„Scherbenpark“ von Alina Bronsky, 28. März
„Ein Herz und eine Seele – Der Sittenstrolch /Tapetenwechsel“ von Wolfgang Menge, 28. April
„Der 35. Mai“ von Erich Kästner (Jugendclub), 17. Mai
„Räuberhände“ von Finn-Ole Heinrich, 30. Mai