Mobiliät : Brauchen wir die E-Auto-Quote?
Als Konsequenz aus der Diesel-Affäre hat SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz die Einführung einer verbindlichen Quote für Elektroautos in Europa vorgeschlagen, um der Technik zum Durchbruch zu verhelfen. Diese Forderung ist Teil eines Fünf-Punkte-Plans zur Zukunft des Automobilstandortes Deutschland. Nach dem Vorschlag soll die Quote nicht für die Autobauer gelten, sondern für Neuzulassungen. Der Vorstoß hat sowohl Befürworter als auch Kritiker.
JA - Bisherige Strategie gescheitert
Wir brauchen in Deutschland die E-Auto-Quote als Impuls für unsere Industrie. Nur so kann es gelingen, den entstandenen technologischen Rückstand wieder aufzuholen. Klarer Vorreiter in Europa ist Norwegen. Dort wurden im 1. Quartal 2017 stolze 13 489 E-Autos zugelassen. Bei uns werden die gesetzten Ziele von einer Million Elektroautos im Jahre 2020 ganz sicher nicht mehr erreicht. Die Bilanz bei der Elektromobilität ist für die Erfindernation des Autos ernüchternd. Nur Osteuropa und im Süden Spanien, Italien, Griechenland sind schlechter als Deutschland. Die Fakten belegen, dass die bisherige Strategie bei der Elektromobilität gescheitert ist. Eines der großen Probleme bei der Elektromobilität in Deutschland ist das fehlende Zutrauen der Autobauer, der Energie- und Infrastrukturanbieter, der Autokäufer. Wer nicht an die Zukunft einer Technologie glaubt, wird auch nicht investieren. Ein verlässlicher Rahmen ist eine fest vorgegebene Quote.

Ferdinand Dudenhöffer, Automobilexperte an der Universität Duisburg-Essen
NEIN - Keine Technologie vorschreiben
Eine Quote für Elektro-Autos ist eindeutig der falsche Weg. Statt Technologien vorzuschreiben, ist es sinnvoller, europaweit ambitionierte Ziele für eine weitere Reduzierung von Emissionen zu verabreden. Wie diese Ziele erreicht werden, sollte ein offener Technologie-Wettbewerb entscheiden. Ob sich am Ende Elektro, Wasserstoff oder umweltfreundliche fossile Antriebe durchsetzen, kann niemand absehen. Nicht zu vergessen sind zukünftige Erfindungen, die heute noch niemand auf dem Schirm hat. Vermutlich hätte Herr Schulz vor 30 Jahren auch eine Quote für Elektro-Schreibmaschinen gefordert. Der Digitalisierung hätte er damit auch keinen Impuls gegeben. Wir sollten auch aus anderen Gründen genau hinschauen. Da wäre zum Beispiel der Strom. Dieser wird in vielen EU-Staaten vorwiegend aus fossilen Quellen gewonnen. Klar ist auch, dass bei der Produktion der E-Autos viel Kohlendioxid entsteht.

Michael Fuchs, stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
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