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Hoffnung für insolventen Flughafen Zerplatzte Träume auf der Piste

Von Anna Ringle | 16.07.2016, 05:00 Uhr

Aufgeplatzte Landebahn und verlassener Tower im insolventen Flugplatz Cottbus-Drewitz / Jetzt kommt Bewegung in die Käufersuche

Wohin man auf dem Flugplatz nordöstlich von Cottbus blickt: zerplatzte Träume. In der gläsernen Halle – niemand. Auf der Start- und Landebahn – Belag aufgerissen. Der Tower – verlassen. Auf dem Parkplatz wächst Unkraut. Vor einem Jahr wurde bekannt, dass der Flugplatz Cottbus-Drewitz insolvent ist. Nun wird ein Verkauf wahrscheinlicher, die Zukunft des Standortes ist dennoch ungewiss.

Die Sorgenfalten auf der Stirn von Flugplatz-Betriebsleiter Frank Steckling sind nicht zu übersehen. Er sitzt im kleinen Bistro im Obergeschoss der Halle. Es ist gespenstisch still. Steckling und sein Kollege halten die Stellung. Die anderen acht Mitarbeiter der Flughafen Südbrandenburg-Cottbus GmbH wurden vor geraumer Zeit entlassen.

Nur auf einer Graspiste können Flugzeuge bis 5,7 Tonnen noch starten und landen. Seit Januar gab es rund 800 Flüge, wie Steckling sagt. Vor allem Flugschüler nutzten das Areal noch.

Dem 46-Jährigen bereitet nicht nur die Insolvenz an sich Sorgen. „Wir sind jetzt stark unter Druck“, sagt Steckling. Ende August könnte die Genehmigung für den Flugbetrieb auslaufen. Das bestätigt Insolvenzverwalter Udo Feser. Wenn bis dahin kein neues Konzept auf dem Tisch liegt, dann können keine Flugzeuge mehr starten und landen. Das Gelände müsste dann anders genutzt werden.

Bald wird wohl Klarheit herrschen, ob es einen Käufer für das knapp 350 Hektar große Areal gibt. „In der nächsten Woche werden wir voraussichtlich zu einem abschließenden Ergebnis kommen, an wen das Gelände verkauft wird“, sagt Insolvenzverwalter Feser. Es gebe sechs Interessenten. Details nennt er. 2014 hatte die internationale Investorengruppe Flacks Group das Flugplatzgelände, das auf Hobby- und Geschäftsflüge ausgerichtet ist, erworben. Hauptanteilseigner war zuvor der Landkreis Spree-Neiße. Lange war man auf der Suche nach einem Käufer gewesen.

Die Flacks Group hatte angekündigt, neben der Nutzung als Flugplatz am Standort ein Wartungscenter für Passagier- und Cargomaschinen zu bauen, 200 neue Arbeitsplätze sollten entstehen. Nach einiger Zeit sollen dann Wartungsrechnungen nicht bezahlt worden sein und Spritnachschub gefehlt haben, um Maschinen zu betanken. Mit dem Flugplatz ging es bergab. Die Start- und Landebahn musste gesperrt werden, weil kein Geld für die Reparatur freigegeben worden sein soll. Dann kam die Insolvenz.

Wenn Steckling von den guten Zeiten spricht, hat er ein Glänzen in den Augen. Bis 2013 habe es hier jährlich bis zu 9000 Flüge gegeben. Dazu zählten private Rundflüge, Flugschulen nutzten das Gelände für Ausbildungen, es gab Charterflüge für Geschäftsleute sowie Krankentransporte. Gewinne hat der Flugplatz selbst zu guten Zeiten nicht abgeworfen. Nach der Wende wurde der Standort als ziviler Flugplatz eröffnet, zuvor war er militärisch genutzt worden.

Steckling glaubt an eine Zukunft für das Gelände. Der Flugplatz habe die zweithöchste Betriebsgenehmigung in Brandenburg nach Schönefeld. Die mit 2,5 Kilometern vergleichsweise lange Startbahn und die Nähe zu Berlin machten Cottbus-Drewitz als möglichen Ausweichflugplatz attraktiv. Zudem gebe es Anfragen von Luftfahrtunternehmen im Ausland, die den Standort gern nutzen möchten.

Auch der Landkreis Spree-Neiße befürwortet nach eigenen Angaben die wirtschaftliche Weiternutzung des Standortes. Zugleich wird der Verkauf 2014 gemeinsam mit mehreren Kommunen verteidigt.

Die Entscheidung zur Privatisierung sei der richtige Weg gewesen, weil die früheren kommunalen Gesellschafter durch die schwierige Haushaltssituation auf Dauer nicht in der Lage gewesen wären, die finanzielle Belastung zu stemmen.

Laut Potsdamer Infrastrukturministerium ist der Standort Cottbus-Drewitz derzeit der einzige insolvente Flugplatz in Brandenburg. Der Oberen Luftfahrtbehörde Berlin-Brandenburg seien keine weiteren Verfahren bekannt.