Sprachreisen mit der ganzen Klasse ins Ausland stehen in vielen Brandenburger Schulen auf dem Plan – meist aber nur für einige Wochen
Übernachten in Fremdsprachen und eine andere Kultur: Austauschreisen stehen bei Brandenburger Schülern hoch im Kurs. „Das Interesse von Brandenburger Schulen ist konstant hoch, sich im Bereich internationaler Schülerbegegnungen zu engagieren“, sagte der Sprecher des Bildungsministeriums, Ralph Kotsch, in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur.
Schulpartnerschaften und Austauschmaßnahmen seien fest etablierter Bestandteil des Schullebens.
Allein im zurückliegenden Schuljahr 2015/2016 boten demnach 241 von 915 Schulen internationale Schülerbegegnungen an. Dabei seien 307 Treffen in Brandenburg und 324 im Ausland zustande gekommen. An diesen hätten insgesamt 6942 brandenburgische und 6866 Schüler aus dem Ausland teilgenommen.
Mehr als die Hälfte der Schülerbegegnungen führten laut Kotsch ins Nachbarland Polen. Dabei seien die nahen Wojewodschaften Lebus, Westpommern und Großpolen die beliebtesten Regionen gewesen.
Auf Frankreich, Belgien, Italien und Spanien liegt dagegen der Fokus bei den Austauschprojekten am Potsdamer Einstein-Gymnasium, wie Lehrerin Elke Gárate berichtete. Sie ist Koordinatorin des Europäischen Austausch- und Bildungsprogramms „Erasmus+“, worüber zahlreiche Projekte des Gymnasiums laufen. „Die Besuche dauern meist bis zu zehn Tage lang und dienen sowohl dem kulturellen, fächerübergreifenden Austausch, als auch der Vertiefung und Anwendung der Sprachkenntnisse“, erklärte die Lehrerin. Viele Eltern unterstützen ihre Kinder bei Auslandsaufenthalten. „Ich kann den Schüleraustausch nur empfehlen“, sagte der Sprecher des Landeselternrats, Wolfgang Seelbach. Die Erfahrung steigere das Einfühlungsvermögen in andere Länder, Sitten und Kulturen. Die Schüler seien weniger anfällig für Fremdenfeindlichkeit. „Außerdem findet eine Sprachvertiefung statt, die in der Schule so nicht geleistet werden kann“, sagte er. Wer im beruflichen Leben verantwortungsvolle Positionen anstrebe, brauche die sprachliche und kulturelle Affinität mit fremden Ländern.
Längere Auslandsaufenthalte dagegen - ein ganzes oder halbes Jahr in einer Gastfamilie - sind nicht mehr so beliebt wie früher. Das zeige sich besonders seit der Umstellung auf das Abitur nach zwölf Jahren, sagte Gárate. Oft müssten Schüler nach dem Auslandsjahr das verpasste Schuljahr in Deutschland wiederholen. Den Negativtrend bei individuellen Gastaufenthalten und Austauschprogrammen bestätigt auch Kotsch. Das sei ein bundesweit zu beobachtendes Phänomen.
Abschreckend für Eltern können laut Gárate auch die hohen Kosten wirken.
„10 000 Euro für ein Jahr USA sind realistisch“, sagte sie.
Das Ministerium stellt aus seinem Haushalt jährlich
95 000 Euro für internationale Schülerbegegnungen zur Verfügung. Das Land fördere internationale Schülerbegegnungen in Brandenburg zudem mit bis zu fünf Euro pro Schüler am Tag, sagte Kotsch.
Bei Reisen ins Ausland könnten die Fahrtkosten durch das Ministerium mit bis zu 50 Prozent bezuschusst werden. Zudem gebe es eine Vielzahl von Fördermöglichkeiten, beispielsweise durch das Deutsch-Französische und Deutsch-Polnische Jugendwerk, den Päda-gogischen Austauschdienst, das Auswärtigen Amt sowie die Europäischen Union.