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Landwirtschaft in Brandenburg Kartoffelanbau für Bauern nicht mehr erste Wahl

Von Gudrun Janicke | 01.07.2016, 05:00 Uhr

In der Mark ging die Anbaufläche kontinuierlich auf 9200 Hektar zurück. Pflege ist zu kostenintensiv und zeitaufwendig.

Das Laub der Kartoffelpflanzen steht auf märkischen Ackerflächen zum Teil gut einen Meter hoch. Sie zeigen ihre meist weißen Blüten. Doch die Idylle ist trügerisch: In Brandenburg verabschieden sich die Landwirte leise vom Anbau der kohlehydratreichen Knollen. „Kartoffelanbau ist kostenintensiv und pflegeaufwendig“, sagt Karsten Lorenz, beim Landesbauernverband zuständig für Pflanzenproduktion.

Im Ausland sind die Deutschen für ihre Liebe zur Knolle bekannt, doch in Wirklichkeit kommen Kartoffeln hierzulande immer seltener auf den Tisch. Bundesweit geht der Pro-Kopf-Verbrauch zurück: Wurden 2010/11 noch etwa 64,5 Kilogramm verzehrt, waren es 2013/14 nur noch etwa 58 Kilogramm. Laut Bundes-Bauernverband fließen von jedem Euro, den der Verbraucher für ein Kilogramm Kartoffeln ausgibt, nur 29 Cent in die Tasche der Landwirte.

Preußenkönig Friedrich II. (1712-1786) wird nachgesagt, die ursprünglich aus Südamerika stammenden Gewächse in Preußen eingeführt zu haben. Angesichts von Missernten und Hungersnöten bemühte er sich, die Knolle heimisch zu machen. Nachdruck verlieh er seinen Wünschen mit fünf sogenannten Kartoffelbefehlen: Den ersten erließ er am 18. Juli 1748. Darin wies er alle preußischen Ämter an, Kartoffeln in die Erde zu bringen.

2015 wurden in Deutschland rund 9,9 Millionen Tonnen geerntet – 15 Prozent weniger als 2014. Zudem ging die Anbaufläche um 11 000 auf 234 100 Hektar zurück. Der Ertrag von märkischen Äckern lag bei 322 500 Tonnen, 25 Prozent weniger als 2014. In Brandenburg ist die Anbaufläche kontinuierlich zurückgegangen – auf mittlerweile 9200 Hektar. Im ehemaligen DDR-Bezirk Potsdam wurden bis zur Wende bis zu 60 000 Hektar mit Kartoffeln bepflanzt. Heute gibt es im Land nur noch vier große und etwa 30 kleinere Agrarbetriebe, die Kartoffelanbau betreiben.

„Es ist ein immenser Pflegeaufwand erforderlich“, sagt Lorenz. Die Erde auf den Äckern müsse permanent bewegt werden: erst an-, dann wieder abgehäufelt. Die Landwirte benötigen viele spezielle und damit auch teure Maschinen, die meist nur für Kartoffeln genutzt werden können. Zudem sei der Ertrag sehr wetterabhängig: zu trocken sei schlecht, zu nass aber auch. Chancen habe meist nur der, der über eine Bewässerung der Felder verfüge. „Doch das sind nur die wenigsten“, sagt er.

Eckhard Fuchs, Geschäftsführer der Oehnaland Agrargesellschaft GmbH aus Niedergörsdorf (Teltow-Flämig) hofft jetzt, dass sich im Boden genügend Knollen gebildet haben. „Eine Saatkartoffel kann am Ende einen Ertrag von bis zu 1,5 Kilogramm bringen“, sagt er. „Das Geschäft ist müheselig“, gibt er zu.

Für sein Unternehmen rechnet sich die Sache noch – zum Betrieb gehören 500 Hektar Kartoffelacker. Für die Ernte gebe es über einen regionalen Vermarkter genügend Abnehmer in der Hauptstadtregion, sagt er. Zudem werden die beiden Stärkefabriken in Golßen und Kyritz beliefert.

„Auch wenn die märkische Knolle heute auf Brandenburgs Äckern seltener geworden ist, so ist sie doch untrennbar mit Brandenburgs Geschichte und mit der regionalen Küche des Landes verbunden“, sagt Agrarminister Jörg Vogelsänger. „Das wird auch in den nächsten Jahren so bleiben.“ Bundesweit sind über 200 Kartoffelsorten zugelassen. Im Profianbau spielen hauptsächlich die Sorten Gala und Milva eine Rolle.