Unter dem Dach der Brandenburgischen Kulturstiftung soll ein Landeskunstmuseum in Cottbus und Frankfurt (Oder) entstehen
Potsdam Umstrukturierungen der Brandenburger Hochschullandschaft und langfristige Konzepte für Theater und Museen zählen zu den wichtigsten Aufgaben der im Frühjahr berufenen Kulturministerin Martina Münch (SPD). Benjamin Lassive sprach mit ihr über den Stand der Arbeiten.
Frau Münch, wie fühlen Sie sich nach gut vier Monaten im Amt der Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur?
Martina Münch: Sehr gut, denn es ist das Amt, das ich 2009 mit großer Freude und viel Herzblut angetreten habe. Damals ist es mir nicht leichtgefallen, in das Bildungsressort zu wechseln. Hier noch einmal die Chance zum Weitermachen zu erhalten, hat sich wie ein nach Hause kommen angefühlt.
Vor welchen Aufgaben steht Ihr Ressort im Moment?
Wir müssen dafür sorgen, dass die Hochschulen im Land gut verankert sind, und ihrer Rolle für die regionale Wirtschaft gerecht werden. Sie müssen Nachwuchswissenschaftler ausbilden und junge Leute in der Region halten. Zudem kommt der BTU Cottbus-Senftenberg auch für den Strukturwandel in der Region eine wichtige Rolle zu. Wir müssen sie also stabilisieren, mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen vernetzen und die Studierendenzahlen halten. Cottbus ist weiter von Berlin weg als Potsdam, Brandenburg oder Frankfurt (Oder) und durch den Fusionsprozess gibt es Verunsicherung. Deswegen ist das dort eine besondere Herausforderung.
Haben Sie den Eindruck, der Fusionsprozess an der BTU ist geschafft?
Ich bin Professor Steinbach sehr dankbar: Er hat es mit Energie, Tatkraft und Schwung geschafft, die beiden Hochschulen in kurzer Zeit zu vereinigen. Der äußere Prozess der Fusion ist vollzogen, die Grundstruktur steht, es sind viele gute Konzepte und Modelle da – aber es wird noch dauern. An der BTU stehen mehr als 30 Berufungen an, bis 2020 wird die Hälfte der Hochschulprofessuren neu besetzt. Da entsteht eine völlig neue Hochschule.
Als Cottbuserin waren Sie einst gegen die Aufgabe der Kreisfreiheit. Was hat Sie dazu bewogen, Ihre Position zu ändern?
Ich habe meine Meinung nicht geändert. Nach wie vor würde ich mir wünschen, dass wir eine kreisfreie Stadt bleiben. Aber ich muss zur Kenntnis nehmen, was mehrheitsfähig ist, und was nicht. Der Gesamtkontext Verwaltungsstrukturreform beinhaltet ja viel mehr als nur die Einkreisung der kreisfreien Städte. Wenn ich davon ausgehe, dass die Reform in der Koalition eine Mehrheit findet, dann muss ich als Cottbuserin versuchen, das für Cottbus herauszuholen, was geht. Denn Cottbus soll das starke Oberzentrum im Süden bleiben. Wir müssen dringend darüber reden, welche Aufgaben in Cottbus bleiben sollen und wie sie finanziell und strukturell abgesichert und gestaltet werden.
Ein Thema dabei sind die Kultureinrichtungen, für die Sie als Ministerin zuständig sind.
Richtig. Ein Beispiel: Wir wollen unter dem Dach der Brandenburgischen Kulturstiftung ein Landeskunstmuseum errichten. Darin werden das Dieselkraftwerk Cottbus und das Museum Junge Kunst Frankfurt (Oder) aufgehen. Beide Häuser werden an zwei Standorten ein Landeskunstmuseum bilden. Die Perspektive ist es, die herausragenden Sammlungen der beiden Häuser besser zu vernetzen und zu präsentieren, das Museum inhaltlich zum Beispiel Richtung Osten zu öffnen und nicht zuletzt eine Organisationsstruktur zu haben, die für beide Häuser zukunftsweisend ist.
Wie geht es mit den Theatern in Cottbus weiter?
Das Staatstheater Cottbus ist als Mehrspartenhaus ungefährdet. Das Land wird hier mit mehr als 50 Prozent der Finanzierung in der Verantwortung bleiben. Und dann haben wir das Piccolo-Theater, das als sehr beliebtes und überaus etabliertes Kinder- und Jugendtheater in der Region eine herausgehobene Bedeutung hat. Hier sind wir in intensiven Gesprächen, wie wir perspektivisch die Finanzierung gestalten, um das Piccolo für die Zukunft zu sichern.
Welche Rolle spielen die übrigen Theater im Land künftig – zum Beispiel Schwedt oder Senftenberg?
Wir haben ja seit dem Jahr 2000 den Theater- und Konzertverbund in Brandenburg. Wir wollen diesen Verbund in dieser Legislaturperiode noch einmal umstrukturieren und werden dabei sowohl Schwedt als auch Senftenberg mit ihren Produktionen in den Verbund integrieren. Außerdem wollen wir die beiden Theater in die geplante 50/30/20-Finanzierung – also 50 Prozent vom Land, 30 Prozent aus dem kommunalen Finanzausgleich und 20 Prozent von der Kommune – einbeziehen, um die Kommunen zu entlasten.
Ein Dauerthema ist die Potsdamer Synagoge. Wie ist im Moment der Stand?
Wir sind in einem Stadium, wo ich einigermaßen optimistisch bin, dass wir die Synagoge irgendwann fertigbekommen. Wir haben den Zentralen Wohlfahrtsverband der Juden in Deutschland als Träger eingeschaltet. Und in Potsdam haben sich zwei der jüdischen Gemeinden zusammengeschlossen, was ich sehr erfreulich finde. Es ist sinnvoll, hier an einem Strang zu ziehen, schließlich wollen alle eine Synagoge.
In Potsdam gibt es bereits eine jüdische Theologie an der Universität – nun hat der Berliner Erzbischof Heiner Koch die Schaffung einer katholischen Theologie ins Gespräch gebracht. Wie stehen Sie diesem Thema gegenüber?
Ich könnte mir so etwas durchaus vorstellen. Wir haben ja einige Lehrstühle in Potsdam, an die man anknüpfen könnte. In einem Institut wird schon kanonisches Recht gelehrt, im Bereich LER unterrichten ebenfalls schon Theologen. Ein gewisser Grundstock ist also da. Zunächst muss sich das Erzbistum mit der Universität einigen – aber ich würde es sehr begrüßen, wenn sich die Universität für verschiedene Religionsgemeinschaften öffnen würde. Das wäre ein weiterer Baustein zur Profilierung.