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Verkehr Eberswalde gerettet, Wittenberge zahlt?

Von hata | 08.12.2015, 00:36 Uhr

Prignitzer Investor würde für Eberswalde auf Ausbau in der Elbestadt verzichten

Der Prignitzer Eisenbahnunternehmer Thomas Becken will das von der Schließung bedrohte Eisenbahnausbesserungswerk in Eberswalde retten. Auf einen im Frühjahr angedachten Ausbau seiner Werkstatt in Wittenberge will er dafür jedoch verzichten. Das sagte Becken gestern während einer Pressekonferenz im Potsdamer Wirtschaftsministerium. „Anfang 2015 hatten wir eine Erweiterung in Wittenberge geplant.“ Durch Kontakte mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Prignitz habe sich die Möglichkeit ergeben, als möglicher Investor in Eberswalde einzusteigen.

Dort will Becken fünf bis sechs Millionen Euro investieren und rund 100 der 350 Mitarbeiter übernehmen. In Eberswalde sollten Güterwagen und Lokomotiven gewartet werden, sagt Becken.

Das jedoch lehnt die Deutsche Bahn bisher ab. Auf das im Oktober eingereichte Angebot habe er keine Antwort erhalten, sagte Becken.

„Was hier passiert, erinnert mich fatal an die 1990er Jahre“, sagt Wirtschaftsminister Albrecht Gerber (SPD). „Die Deutsche Bahn gehört zu 100 Prozent der Bundesrepublik , sie darf sich nicht aufführen wie eine Heuschrecke von den Cayman Islands.“ Becken habe ein gutes Konzept zur Zukunft des Eberswalder Bahnwerks präsentiert und könne die höchstmögliche Unterstützung des Landes für Investitionen erwarten. Betriebsratsvorsitzende Ulf Boehnke sagt: „Wir können da mitgehen, wenn die Bahn uns nicht mehr will.“

Für Eberswalde ist das Bahnwerk der einzige verbliebene größere Industriearbeitgeber. Bürgermeister Friedhelm Boginski (FDP) sprach davon, dass es für ihn nicht nachvollziehbar sei, dass ein Werk mit vollen Auftragsbüchern geschlossen werde. Am Freitag gibt es ein Spitzengespräch zwischen Gerber und dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn, Rüdiger Grube.

Thomas Becken betonte gestern auf Nachfrage des „Prignitzers“, dass die bestehende Werkstatt in Wittenberge, in der 25 bis 30 Mitarbeiter beschäftigt seien, bei einer Übernahme des Werks in Eberswalde erhalten bliebe. „Für Wittenberge würde eine Übernahme von Eberswalde mehr Platz bedeuten“, sagte Becken. Da eine Vielzahl der Züge seines Konzerns durch Wittenberge verkehre, solle dort auch weiterhin die „laufende Instandhaltung“ stattfinden. „Wovon wir Abstand nehmen würden, ist die schwere, große Instandsetzung“, sagte Becken. „Dafür wäre Eberswalde schlicht besser gerüstet.“

 

TEASER-FOTO: Redaktion