Streit um das Raubtier wird immer absurder. Mahnwache von Brandenburgs Landnutzern im Vorfeld der Umweltminister in Bad Saarow geplant.
Der Streit um Brandenburgs Wölfe wird immer absurder. Sogar die Einführung einer Anti-Baby-Pille für Wölfe forderte heute der mecklenburgische Schäfer Maik Gersonde auf einer Pressekonferenz des „Forum Natur Brandenburg“ im Vorfeld der turnusgemäßen Konferenz der Umweltminister des Bundes und der Länder, die in diesem Jahr auf Einladung von Brandenburgs Vertreter Jörg Vogelsänger (SPD) in Bad Saarow stattfinden soll.
Vogelsänger hat nach eigenen Angaben dafür gesorgt, dass der Umgang mit geschützten Arten – etwa dem Wolf, dem Biber oder dem Kormoran – Beratungsgegenstand der Konferenz wird. Die Landesregierung macht sich bereits seit langem dafür stark, den Schutzstatus dieser Arten im europäischen Artenschutzrecht ändern zu lassen, bislang hatten diese Bemühungen allerdings keinen Erfolg. Und auch die Neufassung der Brandenburger Wolfsverordnung lässt derzeit weiter auf sich warten – ein Wolfsplenum in der vergangenen Woche scheiterte bekanntlich furios.
Brandenburgs Landnutzer wollen nun im Vorfeld der Konferenz eine Mahnwache durchführen, außerdem soll Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) eine Resolution für den Schutz von Weidetieren vor dem Wolf übergeben werden. „Wir haben Verständnis für den Naturschutz“, sagte der Umweltbeauftragte des Deutschen Bauernverbands, Eberhard Hartelt, vor Journalisten in Potsdam. Das ungebremste Wachstum des Wolfes auf bundesweit rund 70 Rudel und Paare stelle aber die Weidetierhaltung in Deutschland grundsätzlich in Frage.
„Wenn nicht rechtzeitig eingeschritten wird, wird es schwer, die Population im Griff zu behalten.“ Der Schutz der Weidetierhaltung müsse Kernanliegen des Naturschutzes werden und dürfe nicht dem Wolfsschutz untergeordnet werden. Der Präsident des Landesjagdverbands, Dirk-Henner Wellershoff, sprach erneut von einem positiven Erhaltungszustand des Wolfes. Schon in der vergangenen Woche hatte er sich für eine Obergrenze bei den Wölfen eingesetzt. Auch der Präsident des Landesbauernverbands, Henrik Wendorff, erklärte, dass eine Obergrenze erreicht sei, wenn die Tierart nicht mehr in ihrer Reproduktion gefährdet sei.
Zudem müssten Schäden durch den Wolf vollumfänglich ersetzt werden. Was offenbar ebenfalls nicht unproblematisch geschieht: Gersonde machte gestern darauf aufmerksam, dass die „de minimis“-Regelung im EU-Landwirtschaftsrecht vorschreibt, dass landwirtschaftliche Betriebe maximal 15 000 Euro Fördergeld in drei Jahren erhalten dürfen. Andernfalls müssten sie ein aufwendiges Beihilfeverfahren absolvieren. Wenn ein Schäfer nun schon Geld für Prävention durch Zaunbauten oder Herdenschutzhunde erhalten habe, nutze es ihm nichts, wenn er gerissene Schafe melde – er könne dann unter Umständen kein Geld mehr erhalten. Die Schafe seien etwa für den Hochwasserschutz auf den Elbdeichen essentiell, sagt Gersonde. „Aber wir warten mittlerweile jeden Tag auf neue Wolfsangriffe.“ Zudem rechne er damit, dass es auch Probleme etwa bei der Begegnung von Fahrradtouristen mit Herdenschutzhunden geben werde.