Papier- und Folienwerke haben die Produktion der Plastikbeutel eingestellt – Arbeitsplätze und Fördermittel sind verlorengegangen
Einkaufstüten aus Neuruppin. Das war eines der Produkte, weswegen dem Minister die Papier- und Folienwerke besuchten. Die Kunststofftüte wird aber mehr und mehr geächtet. Aus den Regalen soll sie wohl irgendwann ganz verschwinden. Das Neuruppiner Werk, das in dieser Sparte erweitern wollte, hat die Produktion mittlerweile eingestellt.
„Das tut schon richtig weh“, sagt Dr. Arnd Heymann, Geschäftsführer der Papier- und Folienwerke, die zur Victorgroup gehören. Rund sieben Millionen Tüten liefen bis zum Frühjahr 2016 jeden Monat vom Band. Namhafte Supermarktketten gehörten zum Kundenstamm. Bereits seit 2015 deutete sich aber an, dass es der Kunststofftasche ernsthaft an den Kragen gehen wird. Schließlich muss Deutschland eine EU-Richtlinie umsetzen, nach welcher der Verbrauch von Plastiktüten und somit von Rohöl und die Vermüllung der Umwelt reduziert werden sollen. Bevor das zum Gesetz werden konnte, einigten sich der Handelsverband Deutschland und das Umweltministerium, dass Plastikbeutel an der Kasse künftig Geld kosten oder teurer werden. Ausgenommen sind die kleinen Hemdchentüten an der Obsttheke. Seither muss jeder für einen Beutel tiefer in die Tasche greifen, und die kostenlosen Tüten, die es an der Kasse von Drogerien gab, sind gänzlich verschwunden.
Weil sich die Vereinbarung von Handelsverband und Ministerium abzeichnete, ging im Neuruppiner Papier- und Folienwerk die Zahl der Aufträge deutlich zurück. „Mitte März mussten wir deswegen Kündigungen für 34 Mitarbeiter aussprechen. Ende März wurde die Produktion eingestellt“, so Heymann, der den Schritt sehr bedauert. „Das waren alles gute Leute, und wir haben noch versucht, sie woanders unterzubringen“, sagt er. Gelungen sei das aber nur in den wenigsten Fällen.
Nicht nur die Herstellung der Tragetaschen wurde beendet. Gleichzeitig wurde die kleinere Sparte, die Produktion von Kunststoffverpackungen für Toilettenpapier, eingestellt. Auch sie rechnete sich nicht mehr.
Für das Unternehmen, das seine Kunststoffprodukte noch verbessern wollte, ging eine Ära zu Ende. Maschinen, die mehrere Millionen Euro kosteten, stehen still. Dabei erhielt der Betrieb 2011 den Zukunftspreis und war in die Umweltpartnerschaft des Landes aufgenommen worden.